CHRISTOPH MEDICUS

Inter-solidary management never prevents to go full retard.



(Spiralismus)

Wood, glass, pencil, various sizes, 2015

Das häufig als Suffix verwendete -ism, oder der im deutschen auf viele künstlerische Strömungen der Moderne bezogene Ismus beschreibt den Versuch ein Phänomen aus seiner Singularität in eine übergeordnetet Funktion, in Form eines gesellschaftlichen Phänomens zu verwandeln. Zum Beispiel sind aktuell in Deutschland, zwei auf den ersten Blick gegensätzliche Institutionen verankert, und unter diesem Suffix auffindbar. Da ist einerseits die International School of Management, die sich wohl um die Optimierung und Implementierung marktwirtschaftlicher Herrschaftsansprüche kümmert (http://www.ism.de/) als auch ein Institut Solidarische Moderne (http://www.solidarische-moderne.de/). Welches laut Beschreibung auf Wikipedia die Debatte über ökonomische, ökologische und soziale Fragen und das Entwerfen von neuen Antworten auf diese fördert. Ob es in beiden Institutionen parallel agierende Akteure gibt sei dahingestellt. Es gibt natürlich viele weitere Firmen und Instanzen die das Suffix für sich verwenden, und dieses in Form eines Akronyms einbringen. Die Akronymisierung der eigenen Beschreibung ist vor allem aus der EDV, bekannterweise ja auch ein Akronym, im WWW, vermehrt auch bei Titeln und bei Kommunikation mittels SMS in Verwendung. Das schlägt einen Bogen zurück zu den hier vorgestellten Rahmen. Diese habe ich 2015 mehrmals verschenkt, inszeniere sie aber auch in verschiedenen Ansammlung mit der Möglichkeit kompositorische Assoziationen freizulegen.







Einerseits ist der Gedanke attraktiv, dass einzelne Rahmen, mit den drei darin auffindbaren Lettern ism, eine Art persönliche Frage an den Beschenkten darstellen, andererseits relativiert die Ansammlung vieler gleichgross geschriebener -isms, in ihren jeweils individuell variierenden Rahmen, eine populistische Dramatik, die allzuhäufig im gesellschaftlichen Diskurs um soziale Phänomene erreicht wird. Die damit gegebenen Möglichkeiten von Aufstellungen im Raum erzeugen, in Bezug zu dem im Titel erwähnten Spiralismus, weitere Denkverweise. Valerian Poliscuk vereint in dem Begriff folgende Vorstellung: Sowohl der Fortgang des Lebens, als auch die Entwicklung der künstlerischen Formen haben die Form einer Spirale. (Zwischen Stadt und Steppe: Künstlerische Texte der ukrainischen Moderne aus den 1910er bis 1930er Jahren, erschienen im Lukas Verlag, 2011, ISBN 978-3-86732-119-8, S. 262) Zusammengefasst lautet der hier offengelegte Entwurf also, dass es in erster Linie darum gehen könnte seinen privaten Ismus zu pflegen. Angesichts eines Bewusstseins, dass dieser Privatismus jederzeit als ein inter-solidarisches Phänomen im sozialen Gewächs spiralförmig reproduziert werden kann, steht und fällt die soziale Implikation der Installation mit der Vorstellung, ob dieses Phänomen nicht nur erneut zu einem systemisch unauflösbaren Schwindel führt. (https://www.youtube.com/watch?v=7wVagQ_LVd4) Ich hoffe darin steckt dann ein Ausgangspunkt für den Ismusbesitzer auf die eigene Suche nach seinem persönlichen kategorischen Imperativen zu starten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorischer_Imperativ)










(Spiralismus)

Wood, glass, pencil, found table, 2016
Exhibition view: G7 - Gipfeltreffen, Kunsthalle am Hamburger Platz, Berlin